Intelligenz

Intelligenz hängt nicht vom Umfang des Wissens ab.

Der Nobelpreisträger Otto Hahn hatte in seinem Abiturzeugnis in nur drei Fächern eine Eins: im Turnen, im Singen und in Religion. In Chemie und in Physik, in den Fächern, in denen er später durch herausragende Leistungen auffiel, zeigte er während seiner Schulzeit keine besondere Begabung. 

Intelligenz ist etwas, was sich nur schwer in Noten festhalten lässt. Intelligenz bedeutet ja: die Fähigkeit zur Einsicht haben. Intelligenz hat etwas mit der Auffassungsgabe zu tun. Aber was nützt die Auffassungsgabe ohne Tiefgang? Mancher erweckt den Eindruck, er habe etwas im Nu erfasst und man merkt erst nach einer Stunde, dass er nichts begriffen und bei einem anderen merkt man erst nach einer Stunde, wie gut er etwas verstanden hat. 

Wie misst man Intelligenz? Wann ist ein Mensch intelligent? Wenn er musikalisch und künstlerisch begabt ist, aber kein technisches Geschick besitzt oder eine Begabung für Sprachen hat, aber eine mathematische Niete ist? 

Intelligenz hängt nicht vom Umfang des Wissens ab. Es kommt nicht selten vor, dass auch unter Gebildeten Dummheit verbreitet ist. Intelligenz ist etwas, was auch einfache Menschen, die vielleicht nicht einmal eine Schule besuchen durften, haben können. Intelligent ist der, der geistig wach und für alles Schöne und Gute aufgeschlossen ist. Der nach Erkenntnis hungert und alles tut, sie zu vertiefen und zu erweitern.


P. Walter Rupp, SJ