Faulheit I

Ohne Faulheit – behauptet Manfred Hausmann provozierend - gibt es keinen Fortschritt.

Ohne Faulheit – behauptet Manfred Hausmann provozierend - gibt es keinen Fortschritt. „Weil der Mensch zu faul war zu rudern – meint er - erfand er das Dampfschiff; weil er zu faul war, zu Fuß zu gehen, das Auto, und weil er zu faul ist, abends die Augen zuzumachen, erfand er das Fernsehen.“ Vielleicht erfand er auch den Computer nur, weil ihm der Umgang mit den Menschen lästig wurde.
Die Erfindungen haben zwar unser Leben bequemer gemacht und verführen dazu, faul zu werden. Doch sie entstehen nie aus Faulheit, weil Faulheit das Wagnis scheut und Anstrengungen meidet. Weil Faulheit alles belässt, wie es ist. Sie ist ein Bremsklotz und nie produktiv.  

Wer vorankommen und etwas erreichen will, muss sich etwas abverlangen. Eine Konzertaufführung, eine Mondlandung, der Bau von Straßen oder das Schreiben eines Buches, ja was immer einer unternimmt, ist immer mit einem hohen Energieaufwand verbunden. Der Fleiß ist wie ein Motor, und darum unentbehrlich. Der Begabte, der sich ganz auf seine Begabung verlässt und sich einbildet, er brauche den Fleiß nicht, wird nicht weit kommen. Keine Gesellschaft kann auf die verzichten, die bereit sind, für ein großes Ziel sich und ihre Interessen hintanzustellen.

Die Fleißigen sollten sich allerdings vor der blinden Arbeitswut, vor der krankmachenden Hektik, vor dem rastlosen Tätig-Sein hüten, wenn sie keinen Schaden anrichten wollen. Keiner kann nur immer geben. Unsere Kräfte brauchen auch eine Zeit zum Regenerieren, eine Zeit des produktiven Nichtstuns, das eigentlich kein Nichtstun ist, und man nicht mit der Faulheit verwechseln darf. Das produktive Nichtstun, trägt in Wirklichkeit dazu bei, dass unsere Gedanken und Pläne reifen können und unser Tun nicht zum sinnlosen Rotieren wird.


P. Walter Rupp, SJ