Geschichte

Ist es bloße Neugier, wenn spätere Generationen erfahren möchten, wie ihre Vorfahren lebten und wie die Zeit vor ihnen aussah?

Ist es bloße Neugier, wenn spätere Generationen erfahren möchten, wie ihre Vorfahren lebten und wie die Zeit vor ihnen aussah? Warum interessieren sie sich dafür, von wann an die Menschen aufrecht gingen? Wie lange sie in Höhlen wohnten? Wohin sie bei der Völkerwanderung aufbrachen? Wann sie mit dem Ackerbau begannen oder die Schrift erfanden? Warum forschen wir nach deren Ess- oder Lebensgewohnheiten oder danach, wie sie Feste feierten, warum sie Kriege führten und wie sie ihre Verstorbenen begruben?  

Was treibt uns an, dass wir herausfinden möchten, was man einst glaubte, was man dachte, wie man lebte? Es ist das Gefühl der Enge. Wir möchten nicht nur in einer bestimmten Zeit, nur in der Gegenwart leben. Wir haben das Verlangen, auch über die Grenzen der Zeit hinaus zu blicken: in die Vergangenheit und in die Zukunft. Ein Mensch kann sich nicht in einer Gegend niederlassen, ohne die Umgebung zu erkunden. So wie ein Kind es unerträglich findet, seinen Vater oder seine Mutter nicht zu kennen, finden es Nachfahren unerträglich, nicht zu wissen, was vor ihnen war und woher sie kommen. 

Wir Menschen fühlen uns nicht nur verbunden mit den Zeitgenossen. Wir sind auch davon überzeugt, dass wir über die Zeit hinweg mit denen verbunden sind, die vor uns lebten, dass wir Glieder einer größeren Gemeinschaft sind. Wir spüren, dass die Menschheit, trotz der milliardenfach verschiedenen Exemplare, eine Einheit ist und alle zusammen gehören. 

Wie wichtig ist es denn, die Vergangenheit zu kennen? Was können wir aus der Geschichte lernen? Diese Frage wurde oft gestellt und nie befriedigend beantwortet. Sicher ist, dass wir Heutigen von den Erfahrungen, Erfindungen und vor allem den Kulturgütern unserer Vorfahren profitieren.


P. Walter Rupp, SJ