Klöster

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der Geschichte, dass zur Zeit der Aufklärung, als man Klöster aufhob

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der Geschichte, dass zur Zeit der Aufklärung, als man Klöster aufhob und Mönche zwang, ins weltliche Leben zurückzukehren, die Geheimbünde aus dem Boden schossen. Während weltliche Behörden sich anmaßten, darüber zu bestimmen, ob und wie viele Novizen ein Kloster aufnehmen darf, verpflichteten sich viele, die weder Atheisten noch Gläubige sein wollten, durch ein Gelöbnis zu bestimmten Regeln, Ritualen und okkulten Riten, oder verschrieben sich der Esoterik. Man imitierte das, was man bekämpfte, setzte sich für soziale Aufgaben ein, pflegte Brüderlichkeit und strebte nach ethischen Zielen. 

So gründete Adam Weishaupt, Professor in Ingolstadt, ein Jesuitenschüler und Jesuitenfeind, 1776, drei Jahre nach Aufhebung des Jesuitenordens, den Geheimbund der Illuminaten, der Erleuchteten, die sich hohe Ziele setzten: Die Verbreitung des aufklärerischen Deismus, die Verbrüderung aller guten Menschen, die dem Bösen Einhalt gebieten und Tugend und Sittlichkeit fördern möchten. Der Beitritt angesehener Persönlichkeiten, des Freiherrn von Knigge und des Dichterfürsten Wolfgang von Goethe verhalfen dieser Bewegung zur Verbreitung. 

Der Aufschwung war jedoch nur von kurzer Dauer. Bald zeigten die Geheimbünde Ermattungserscheinungen. Während diese säkularisierten Orden mehr und mehr an Entkräftung eingingen, blühten die religiösen Orden von neuem auf. 

Es scheint eben nicht so einfach zu sein, nichtreligiöse Orden zu gründen, die Jahrhunderte überdauern. Auch Nietzsche dachte daran, ein Kloster für freie Geister zu gründen. Es wurde nichts daraus, weil freie Geister durchaus bereit sind, gemeinsame Feinde zu bekämpfen, aber es doch vorziehen, nicht zusammenleben zu müssen.


P. Walter Rupp, SJ