Himmel

Das ist die große Enttäuschung aller Gläubigen, dass die Bibel wohl vom Himmel spricht, es aber unterlässt, ihn zu beschreiben.

Das ist die große Enttäuschung aller Gläubigen, dass die Bibel wohl vom Himmel spricht, es aber unterlässt, ihn zu beschreiben. Sie haben das Gefühl, dass sie da etwas Unmögliches verlangt: Den Himmel anzustreben, ohne auch nur ungefähr zu wissen, was er zu bieten hat, und was einem da bevorsteht. Sie kommen sich wie Reisende vor, die eine Reise buchen sollen, obwohl ihnen das Reisebüro jede Auskunft über die Vorzüge und Beschaffenheit des Reiseziels verweigert hat. Und sie sehen sich außerstande, auf das Versprechen hin, dass es dort wunderschön sein soll, und dass man dort glücklich sein kann, das blinde Vertrauen aufzubringen, dorthin aufzubrechen. 

Niemand kann verstehen, warum die Bibel auf eine Beschreibung verzichtet, die doch Antrieb sein könnte, die Schwierigkeiten des Lebens leichter zu ertragen und mit größerem Eifer nach dieser neuen Welt zu streben. Mancher fragt sich, was es denn da zu verschweigen gibt? Und bei vielen erregt dieses Schweigen den Verdacht, dass der Glauben an das Jenseits vielleicht unbegründet ist. Aber statt sich daran zu reiben, sollten wir die Frage stellen, ob denn eine Beschreibung überhaupt möglich wäre. So wie es ausgeschlossen wäre, einem Embryo im Mutterschoß zu erklären, was ihm nach seiner Geburt bevorsteht, weil er nicht fähig wäre, diese Beschreibung zu begreifen, müsste der Versuch, diese neue Welt zu beschreiben, scheitern. Denn dafür reichen die Begriffe, die wir kennen, nicht aus. Die neue Welt ist eine Welt mit neuen Dimensionen. 


P. Walter Rupp, SJ