Leblos oder lebendig?

Kinder reden nicht nur mit ihrem Hund und ihrer Katze, auch mit leblosen Gegenständen, als verstünden sie die Sprache der Menschen:

Kinder reden nicht nur mit ihrem Hund und ihrer Katze, auch mit leblosen Gegenständen, als verstünden sie die Sprache der Menschen: mit ihrer Puppe, loben oder tadeln sie. Sie gehen mit ihrem Bär, von dem sie erwarten, dass er sie während des Schlafes beschützt, ins Bett und beten mit ihm das Nachtgebet. Sie reden, wenn sie malen und unterhalten sich mit Bildern, Blumen oder Vögeln. Es gibt kaum ein Wesen oder Ding, mit dem sie sich nicht unterhalten können. Wissen Kinder nicht, dass wer nicht Mensch ist, keinen Verstand besitzt? - Sie wissen es, und können sich so verhalten, als wüssten sie es nicht. 

Die Dinge um uns herum: Bäume, Bäche, Wolken oder Wälder sind nicht stumm! Sie säuseln, rauschen, flüstern. Wir könnten sie verstehen, wenn wir nur nicht so stumpfsinnig wären. Viele Häuser, Straßen oder Plätze haben viel erlebt und wüssten viel zu erzählen: Wer hier wohnte, wer hier vorüberging und was sich da ereignete, wenn wir es nur nicht so eilig hätten. Die Buch-staben eines Buches, die so starr erscheinen, würden uns gern, wenn wir nur wollten, auf andere Gedanken bringen und in ein Gespräch mit einem Autor verwickeln. Und die Deckengemälde unserer Kirche warten darauf, dass sie den Besuchern einer Kirche biblische Geschichten erzählen und erklären dürfen. Das Leblose ist nur scheinbar und solange leblos, solange wir teilnahmslos vorübergehen. Unsere Umwelt ist nicht tot, man muss sie nur anreden, dann redet sie mit uns und wird lebendig. 


P. Walter Rupp, SJ