Medien

Unsere von den Medien beherrschte Welt ist dabei, einen neue Menschen-Typen hervorzubringen

Die Zeit, da Mönche in mühsamer Kleinarbeit alte Handschriften abschrieben, um sie der Nachwelt zu erhalten, liegt weit hinter uns. In unserer Zeit wird an einem Tag mehr gedruckt als früher in Jahrhunderten: Es sind nahezu 100.000 Zeitungen, Zeitschriften oder Illustrierten täglich, und circa 200 Millionen Bücher jährlich. Die Druckerzeugnisse sind in der Welt so sehr angewachsen, dass die Menschen jetzt vor einer sintflutartigen Papierflut stehen und in Gefahr geraten sind, darin zu ertrinken. Wer wäre in der Lage, auch nur die Namen der Buchtitel zu behalten, geschweige denn sich mit deren Inhalt vertraut zu machen? Zum gedruckten Wort kommt eine noch nie dagewesene Wortschwemme des gesprochenen Wortes. Nur ein überdurchschnittlich guter Schwimmer kann sich da über Wasser halten.Im Zeitalter der Medien, wo eine Fernsehsendung eine Zahl von Menschen erreicht, die man früher in zig-tausenden Versammlungen erreichte, wo Kinder und Jugendliche weit mehr Stunden vor ihrem elektronischen Guckkasten sitzen als in einem Klassenzimmer, und Erwachsene von ihrem Fernsehgerät viel erwarten: Wissen, Information und ein reiches Angebot an Unterhaltung, ist der Wortverbrauch enorm und der Wortkonsum weit größer als die Fassungskraft des einzelnen. Da stellt sich die Frage, wie viele Wörter ein Gehirn wirklich verdauen kann, und die Frage, wie oft man ein Wort gebrauchen kann, ohne ihm zu schaden. 

Unsere von den Medien beherrschte Welt ist dabei, einen neue Menschen-Typen hervorzubringen: die Information mit Wissen gleichsetzen; Vermutung, Meinung und Tatsachen nicht mehr auseinanderhalten; sich den Wissenserwerb leicht machen und Antworten übernehmen, ohne vorher eine Frage gestellt zu haben; die Gedanken einkaufen, die auf dem Markt der Meinungen gehandelt werden. Mancher ist da versucht, das mitzunehmen, was gefällt, und nicht imstande, den Wert der Ware richtig einzuschätzen. Am Ende erwirbt er bei seinem Meinungseinkauf nur Restposten zu herabgesetzten Preisen. Es besteht Gefahr, dass die vielen, die sich das Denken abnehmen lassen, das Denken schließlich verlernen.


P. Walter Rupp, SJ