Information

Das ungezügelte Verlangen in uns, immer Neues zu erfahren, das man bislang Neugier nannte, nennt man heute unterkühlt Informationsbedürfnis.

Das ungezügelte Verlangen in uns, immer Neues zu erfahren, das man bislang Neugier nannte, nennt man heute unterkühlt Informationsbedürfnis. Neugier riecht nach mangelnder Selbstbeherrschung - und diesem Verdacht setzt sich niemand gerne aus. Doch wie sehr wir uns den Anschein geben, dass wir bei unserer Befriedigung des Informationsbedürfnisses nicht einer Sucht erliegen, sondern einer nüchternen Überlegung folgen, wir können nicht verbergen, dass auch wir neugierig sind. Auch wir fordern - obwohl wir uns beherrscht geben - ungeduldig, dass man uns kein Ereignis vorenthält. Wir erwarten, dass die Medienleute - sobald sich etwas ereignet hat - darüber sofort berichten, und jedem, auch dem, der über wenig oder keinen Sachverstand verfügt, die schwierigsten Fragen in 28 Zeilen, in nur 50 Sekunden oder Sätzen nahe bringen. Wir sind verärgert und enttäuscht, wenn man uns, was gestern geschah, heute erst berichtet.

Damit dieses Grundrecht, informiert zu werden, ausreichend zufriedengestellt werden kann, bereiten die Berichterstatter pausenlos aus dem, was gerade frisch auf den Markt gekommen ist, abwechslungsreiche, leicht verdauliche Menüs: mit Auszügen aus Parlamentsdebatten, mit ein wenig Politik und Wirtschaft, mit Vermutungen und Meinungen, und mit der einen oder anderen Katastrophe oder Gaunerei. Das weniger Schmackhafte, das schwer Verdauliche wird weggelassen. Alles wird als Schnellimbiss aufbereitet, der nebenbei, in einer Pause, beim Morgenkaffee, beim Abendessen oder kurz vor dem Ins-Bett-Gehen, eingenommen werden kann. Aber was weiß ich, wenn ich weiß, dass eine Uraufführung in Berlin gnadenlos ausgepfiffen wurde? Wozu nützt die Nachricht, der Papst sei müde und die Stromversorgung Kataloniens gefährdet? Warum informiert man mich, dass ein Staatsmann aus Uganda Bonn besuchen möchte, und dass man über den Ausgang der Fußballweltmeisterschaft noch keine Vorhersagen machen kann?

Nachdem auf unserem Planeten immer viel passiert, wird man Nachrichten beschneiden müssen. Wer aber trifft die Auswahl? Nach welchen Kriterien wird das eine als erwähnenswert angesehen und das, worüber man mehr erfahren möchte, aussortiert? Wer gibt schließlich die Garantie, dass der Berichterstatter den Kern der Sache, über die er berichtet, begriffen hat? Und wie kann man sich vor seiner subjektiven oder tendenziösen Meinung schützen? - Nur dadurch, dass man sich vor Augen hält, dass Informationen kein Evangelium sind; dass sie von Menschen gemacht werden, und wie Menschen nie ganz frei von Irrtümern sind.


P. Walter Rupp, SJ