Wichtig

Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart!

Ein Weiser wurde gefragt: Welche die wichtigste Stunde, welcher der bedeutendste Mensch, und welches das notwendigste Werk im Menschenleben sei? Und Meister Eckhart, der bedeutende spätmittelalterliche Philosoph und Theologe gibt darauf die Antwort: „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart! Der bedeutendste Mensch ist immer der, der gerade vor mir steht! Und das notwendigste Werk ist immer die Liebe!“

Man kann das, worauf es im Leben eines Menschen ankommt, nicht kürzer und klarer zusammenfassen. Diese Antwort macht deutlich, ein wie wirklichkeitsnaher Denker dieser mittelalterliche Mönch war. Für ihn war klar, dass man sein Augenmerk zugleich auf das Jenseits und auf das Diesseits richten muss, und dass man gottverbunden leben und doch auch der Welt und den Menschen zugewandt sein kann. Eine Religion, die den Menschen von der Welt ablenkt, taugt nicht viel. Die wahre Religion zwingt den Menschen, nicht nur auf Gott zu schauen, sondern immer auch auf die Welt und auf die Menschen. 

Mancher blickt nach oben und bildet sich deshalb ein, religiös zu sein. Viele befassen sich mit der Zukunft und versuchen mit Hilfe der Handlinien oder Sterne zu errechnen, was sie bringt, nur damit sie die Gegenwart nicht gestalten müssen. Mancher übersieht in seiner Sorge um die Menschheit den Menschen neben sich. Und mancher wartet auf das große Werk, das er irgendwann einmal in seinem Leben vollbringen will. Es ist jedoch besser, wenn das Gute nicht irgendwann, sondern immer jetzt geschieht.


P. Walter Rupp, SJ