Die Feiertage

Die Neujahrstage sind gewöhnlich damit ausgefüllt, zu reparieren, was die Silvesternacht angerichtet hat. Die Buß- und Bet-Tage tun sich schwer, zu erklären, wofür man büßen und beten soll. Dem Reformationstag täte es gut, wäre er weniger protestantisch und ein bisschen mehr katholisch. Die Fastenzeit hat kaum noch eine Chance, weil es medizinisch möglich wurde, den Übergewichtigen mit Hilfe von Abmagerungskuren, Ernährungsprogrammen und durch Fettabsaugen das Fasten zu ersparen. Die Oster- und Pfingstfeiertage kommen sich heute unverstanden und überflüssig vor, weil man sie auf Fernstraßen, Flughäfen oder an Stränden verbringt. Der 1.Mai ärgert sich gewöhnlich, dass Chaoten ihn zum Krawalltag machen. Allerheiligen und Allerseelen bringt die Leute wohl noch dazu, an den Gräbern der Verstorbenen zu beten, aber der Volkstrauertag weckt nur die Erinnerung, dass man Millionen sinnlos in die Kriege schickte. Am Tag der Deutschen Einheit fragt sich das deutsche Volk, ob es auf seine Geschichte stolz sein darf oder sich ihrer schämen muss. Nur Weihnachten wird wirklich geliebt und braucht keine Existenzängste zu haben. Denn für Weihnachten würden sogar die, die von Religion nichts halten, auf die Barrikaden gehen. 

Wie lange werden sich unsere Feiertage noch halten können? Brauchen wir sie noch, wenn man an jedem Tag Zerstreuung haben kann, und viele mit dem Nichts-Tun Mühe haben? – Wir brauchen sie, damit wir Mensch sein können.