Fortschritt

Alles ist in ständiger Bewegung.

Die Menschheit hat eine erstaunliche Entwicklung hinter sich. Um 7000 v. Chr. lebten auf der Erde 10 Millionen Menschen, um Christi Geburt 250 Millionen, im 16. Jahrhundert waren es 450 Millionen und 1960 war die Menschheit auf 3 Milliarden angewachsen. Jetzt ist sie dabei, sich zu verdoppeln. Zudem wurden allein in unserer Zeit mehr Erfindungen gemacht als in allen vorausgegangenen Jahrhunderten zusammen. Künftige Generationen werden länger leben. Sie werden voraussichtlich 30 Jahre ihrer Ausbildung widmen, 30 Jahre berufstätig sein und 30 Jahre den Ruhestand genießen können. 

Alles ist in ständiger Bewegung. Die Zeit festhalten hieße, alles zur Erstarrung bringen. Hätten die nachfolgenden Generationen nicht immer gegen die bestehenden Verhältnisse revoltiert, die Menschheit würde heute noch in Höhlen wohnen. Und würden sie immer nur gegen das Erbe, gegen Traditionen und Gebräuche aufbegehren, würden sie bald wieder in Höhlen wohnen müssen. Man muss die alten Gebäude nicht erst in Trümmer legen, um darauf neue Gebäude zu errichten. 

Wo sind wir in der Entwicklung angelangt? Man sollte die hellsichtigen Pessimisten und die Schwarzseher mit dunklen Ahnungen unterscheiden. Die einen sehen die Dämmerung der hereinbrechenden Nacht, die anderen das Morgengrauen des anbrechenden Tages. Befinden wir uns noch in den Morgenstunden oder ist bereits der späte Abend angebrochen? Auf welcher Ziffer der Zeiger der Weltenuhr steht, das ist ein Geheimnis. Über Zeit und Stunde wissen wir nichts. Darüber sollen wir nichts wissen. Darüber gibt die Bibel keine Auskunft. Sie verspricht uns nur, dass Gott das, was er mit der Schöpfung begonnen hat, vollendet und zu einem guten Ende führt. Die Zukunft ist ein leeres Blatt, das wir beschreiben sollen. Wahrsager sind so dreist, zu deuten, was noch gar nicht drauf steht.


P. Walter Rupp, SJ