Pater Berthold Orthen SVD
*23.10.1940 – † 13.11.2019
Ganz still und friedlich verstarb am 13. November Nachmittag im Wendelinusheim in St. Wendel unser lieber Mitbruder Pater Berthold Orthen SVD.
Berthold wurde am 23. Oktober 1940 in Selbach (Sieg) im Westerwald als Sohn der Eheleute Joseph Orthen und Gertrud, geb. Theis, geboren.
Kindheit und Ausbildung zu Steyler Missionar
Er wuchs in einer gut katholischen Familie auf, in der auch die Steyler Zeitschriften „Jesusknabe“ und „stadtgottes“ gelesen wurden. Am 01. September 1947 wurde er in der Volksschule Selbach eingeschult. Durch die genannten Zeitschriften, deren Inhalt ihn faszinierte, kam in ihm Ende 1953 der Wunsch auf, Priester und Missionar zu werden. Zudem hatten zwei seiner Freunde denselben Wunsch und die drei vertrauten sich ihrem Heimatkaplan an. Dieser half den dreien und schickte sie zu einem Steyler Pater, der als Hausgeistlicher in „Maria am Stein“ in Schönstein tätig war. Dieser Pater führte die drei zweimal in der Woche in die lateinische Sprache ein.
Am 09. September 1954 wechselte Berthold an die deutsche Auslandsschule der Steyler Missionare nach Steyl in Holland. Im Februar 1963 legte er dort das Abitur ab und wechselte direkt danach nach Sankt Augustin, wo er am 01. Mai 1963 sein zweijähriges Noviziat begann. Es folgten zwei Jahre Studium der Philosophie und vier Jahre Studium der Theologie. Am 01. Mai 1969 legte er die Ewigen Gelübde ab und – obwohl er sich für Südamerika als Einsatzort meldete – erhielt er die Missionsbestimmung für Papua Neu-Guinea. Er sagte später dazu: „Im Reich Gottes und erst recht in der Kirche geht es nicht immer nach Wunsch zu.“
Am 13. Dezember 1969 wurde er zusammen mit seinen Kurskollegen von Joseph Kardinal Höffner, dem Erzbischof von Köln, und seinem Heimatbischof zum Priester geweiht. Am 04. Januar 1970 feierte er seine Heimatprimiz, die für ihn zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde, nicht zuletzt durch die große Anteilnahme der ganzen Gemeinde. Er schrieb später darüber: „Der Mensch wird des Weges geführt, den er wählt. Auf diesem Weg gibt es Weggefährten: Eltern, Geschwister, Verwandte, die Glaubensgemeinschaft, in der man aufwächst, und die Lehrer und Priester, die einen ein Stück des Weges begleiten. Ihnen allen bin ich zu tiefstem Dank verpflichtet.“
In Papua Neu-Guinea
Im Juni 1970 waren die letzten Abschlussprüfungen in Theologie. Als Abschluss der Ausbildung wurde den Mitbrüdern das Missionskreuz überreicht. Mit ihm erhielten noch zwei weitere Mitbrüder die Bestimmung für Papua Neu-Guinea, jedoch jeder für eine andere Diözese.
Er selbst wurde für die Diözese Madang bestimmt. Im September 1970 hieß es dann Abschied nehmen, und er flog von Deutschland nach Sydney in Australien. Hier erhielt er fünf Monate Sprachunterricht, bevor er am 15. Februar in Port Moresby, der Hauptstadt von Papua Neu-Guinea, ankam. Neu-Guinea, das Südseeparadies, von dem er so viele abenteuerliche Geschichten gelesen und fantastische Erzählungen gehört hatte, sollte nun sein Arbeitsgebiet werden. Doch bei näherem Hinsehen verlor dieses Paradies seinen Glanz und die abenteuerlichen und fantastischen Geschichten wurden weniger abenteuerlich und fantastisch. In diesem Land, in dem die westlich-technische Zivilisation und Kultur mit einer solchen Vehemenz die „Steinzeitkultur“ überrollte, sollten Berthold und seine Mitbrüder die Frohe Botschaft Christi verkünden, die das Heil des ganzen Menschen zum Ziel hat. „Verkündigung des Heils in Christus; nicht von oben herab, sondern behutsam und demütig, nicht weil wir von der Botschaft nicht überzeugt wären, sondern weil wir die Freiheit, Würde und Kultur des anderen achten, so wie Gott sie achtet.“ Ein Thema, das heute in der Kirche aktueller ist denn je. Pater Orthen hat nach seiner Kaplanszeit von 1976 bis 2006 als Pfarrer in verschiedenen Diözesen und davon von 1996 bis 2001 als Generalvikar der Diözese Madang der Kirche in Neu-Guinea aufopferungsvoll gedient.
Rückkehr nach St. Wendel
2006 fuhr er in Heimaturlaub nach Deutschland und kurz vor seiner Rückreise erlitt er einen Schlaganfall, wonach er eine Zeit lang in Deutschland behandelt werden musste. Noch einmal kehrte er in sein Einsatzgebiet zurück, wo er von nun an Kurse in der Katechistenschule gab und verschiedene pastorale Einsätze übernahm. Der in 2006 erlittene Schlaganfall hinterließ jedoch seine Spuren und so entschloss sich Berthold 2014, in seine deutsche Heimat zurückzukehren. Gesundheitlich angeschlagen, entschloss er sich im September 2014, nach St. Wendel in das Wendelinusheim zu übersiedeln.
Schnell lebte er sich in die Kommunität von St. Wendel ein, jedoch konnte er aufgrund seiner körperlichen Verfassung keinem Gottesdienst mehr vorstehen. Nie fehlte er bei den gemeinschaftlichen Gebeten, bei der Feier der Heiligen Messe oder bei anderen Veranstaltungen. Gerne ging er mit seinen Mitbrüdern spazieren und tauschte sich mit ihnen auf der Bank vor dem Wendelinusheim aus.
Am 23. August erlitt Pater Orthen erneut einen schweren Schlaganfall, und er musste im Krankenhaus behandelt werden. Nach seiner Rückkehr war er auf Hilfe und Pflege angewiesen. Ein zweiter Schlaganfall schwächte seinen Körper derart, dass die Ärzte davon ausgingen, dass er sich nicht mehr erholen könnte. Trotz dieses Wissens überraschte uns am vergangenen Mittwoch, 13.11.2019, sein plötzlicher Tod. Innerhalb von 10 Minuten verstarb er ganz friedlich und ohne Schmerzen.
Mit Pater Orthen verlieren wir einen lieben Mitbruder, der unsere Kommunität allein durch seine Anwesenheit bereichert hat. Wir sind Gott dankbar, dass er 40 Jahre den Menschen in seiner zweiten Heimat Neu-Guinea und auch uns so viel Gutes hat geben können. Unser HERR wird es ihm lohnen.
Den Auferstehungsgottesdienst für Pater Orthen feiern wir am Dienstag, 19. November 2019, um 14.30 Uhr in der Kirche des Missionshauses St. Wendel. Anschließend findet die Beerdigung auf dem Klosterfriedhof statt.
St. Wendel, 15.11.2019
Stefan Theobald svdLeiter des Wendelinusheimes
PS: Alle Teilnehmer am Auferstehungsgottesdienst und an der Beerdigung sind anschließend zu einem Imbiss in den Wendelinussaal eingeladen.
Um eine kurze Anmeldung unter Tel.: +49 (0) 68 51 / 805-0 oder E-Mail: rektor.wnd@steyler.eu wird gebeten.
Vita von Pater Orthen.