P. Dr. Heribert Bettscheider SVD im Alter von 69 Jahren verstorben

11. Dez 2007

Sankt Augustin/ Deutschland - Der Leiter des Steyler Missionswissenschaftlichen Instituts starb an den Folgen einer Krebserkrankung.

Nach langer, schwerer Krankheit verstarb heute Nacht unser lieber Mitbruder P. Heribert Bettscheider. Als die Nachricht am Morgen bekannt
wurde, sprachen die meisten von einer Erlösung. Tatsächlich musste P. Bettscheider in den vergangenen Monaten einen inneren Leidensweg durchgehen, der an seine letzten Kräfte ging. Da sein Zustand unstabil und besorgniserregend war, brachte man ihn am Mittwoch ins Krankenhaus, wo er heute früh am 11. Dezember 2007 kurz nach Mitternacht starb.

P. Bettscheider wurde als 4. von fünf Jungen am 15.5.1938 geboren. Seine Familie war sehr religiös. Zwei seiner Onkel waren Priester. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf, wo Arbeit und Sorge um das Auskommen das Leben bestimmten. Dem Tod ist er schon früh begegnet, als sein Vater mit 38 Jahren als Bergmann auf der Kohlengrube ums Leben kam. .„Meine Mutter hatte nun in schwerer Zeit allein für fünf Kinder zu sorgen. Sie meisterte diese Aufgabe hervorragend. Sie war und blieb der Mittelpunkt der Familie“, erinnerte sich P. Bettscheider. So lernte der junge Heribert schon früh den Zusammenhalt in der Familie. Dieser enge Familiensinn hat ihn bis zum Ende begleitet.

Da er schon sehr früh den Wunsch zum Priesterberuf verspürte, durfte er auf das Gymnasium der Steyler Missionare in St. Wendel gehen, wo er auch am 21. März 1957 sein Abitur absolvierte. Zusammen mit 20 Schülern trat er darauf in St. Gabriel (Mödling bei Wien) in das Noviziat ein. Am 8. September 1959 legte er die Ersten Gelübde ab und begann die Studien in Philosophie.

Zum Studium der Theologie wurde er dann an die päpstliche Universität Gregoriana nach Rom geschickt. Diese Zeit des Studiums war für ihn sehr prägend, fiel doch in diese Jahre auch das Zweite Vatikanische Konzil, das er so aus nächster Nähe mitverfolgen konnte. „Vor allem die Erfahrung der Internationalität und der Katholizität im römischen Kolleg der Steyler Missionare hat mich tief beeindruckt und geprägt“, schreibt er. Am 8. September 1962 legte er die Ewigen Gelübde ab und am 16. Februar 1964 wurde er in der Kapelle des Terziates in Nemi zum Priester geweiht. Im selben Jahr konnte er seine theologischen Studien mit dem Lizentiat abschließen. Die Generalleitung bat ihn nun, seine Studien bis zum Doktorat fortzusetzen, die er mit der Promotion am 16. Dezember 1966 beenden konnte. Seine neue Bestimmung lautete Lektor für Dogmatik in Sankt Augustin.

Als er dann am 3. Januar 1967 in Sankt Augustin ankam, konnte er nicht ahnen, dass dieses Haus nun für die nächsten 40 Jahre seine Heimat werden sollte. In Sankt Augustin musste er dann gleich im Noviziat als Sozius des Novizenmeisters mithelfen und die Arbeit als Dozent für Dogmatik aufnehmen. Bald kam auch das Fach Fundamentaltheologie dazu, das bis zu seiner Emeritierung sein Hauptfach blieb. Daneben gab er eine Fülle von Seminaren und Spezialvorlesungen über Fragen der Missionstheologie und hat darin auch verschiedene Arbeiten publiziert. „Diese theologische Arbeit hat mir viel Freude bereitet“, sagt er später. Seine Lehrtätigkeit führte ihn auch nach Köln, Wuppertal und Siegen, aber auch ins Ausland. Einen zweimonatigen Lehrauftrag in Indonesien im Sommer 1994 betrachtete er immer als seine schönste Tätigkeit.

Zur wissenschaftlichen Arbeit kam bald auch die Verwaltungsarbeit auf verschiedenen Ebenen hinzu. Er wurde Sekretär der Hochschule, dann von 1971 bis1980 deren Rektor. Als solcher hatte er einen großen Anteil an der kirchlichen und staatlichen Anerkennung der Hochschule. 1980 bis 1986 war er Vizeprovinzial der Norddeutschen Provinz, 1986-1995 Rektor des Missionspriesterseminars, 1995- 2007 Direktor des Missionswissenschaftlichen Instituts St. Augustin. Dieser Aufgabe widmete er sich mit besonderer Freude. Durch die Redaktion des ‚Verbum svd’ konnte er viele missionstheologische Fragen behandeln sowie wissenschaftliche Treffen und Seminare organisieren. Ein besonderes Anliegen war für ihn in letzter Zeit die Mission in Europa. Er hing an dieser Aufgabe bis in seine schwere Krankheit hinein. Leider hat diese ihn nun in seiner Schaffenskraft durchkreuzt.

Als im Sommer 2006 Anzeichen eines Kieferkrebses auftauchten, glaubte man noch, ihm mit einer Operation begegnen zu können. Nach dem operativen Eingriff trat eine gewisse Besserung ein. Doch in der Mitte dieses Jahres zeigten sich auch Metastasen an der Lunge. Die eingeleitete Behandlung konnte aber den Verlauf der Krankheit nicht mehr anhalten. P. Bettscheider musste seit über einem Jahr künstlich ernährt werden und konnte kaum sprechen. Er wusste um seinen Zustand, wollte ihn aber mit innerer Kraft besiegen. Das verursachte in ihm emotionale Schwankungen von Hoffnung und Resignation, ein Leiden, das nur er – trotz aller Hilfe und Sorge der Mitbrüder und der Schwestern – mit letzter Kraft austrugen musste. Am 1. Dezember, gleichsam zu Beginn des Advents, bat er um die Krankensalbung. Nun ist der Advent für ihn zur wahren Ankunft Christi geworden, dem er mit seinem ganzen Leben gedient hat.

Den Mitbrüdern und Freunden bleibt er als geselliger, froher Mitbruder in Erinnerung. Er war persönlich anspruchslos, mit sich und seiner Arbeit zufrieden, und bis zu seinem Ende an den großen Fragen der Mission interessiert. Er hat 40 Jahre das Leben in Sankt Augustin, die Arbeit der Priesterausbildung und das Geschick der Hochschule mitgeprägt. In seinem persönlichen Leiden am Ende seines Lebens ist er bewusst den Leidensweg Jesu mitgegangen im Glauben, dass ihm auch die ewige Seligkeit zuteil wird. Möge Gott ihn nun schauen lassen, was er auf Erden bedacht, studiert und erhofft hat.

Den Seelengottesdienst für den Verstorbenen feiern wir am Freitag, den 14.12.2007, um 14.30 Uhr in der Seminarkirche von St. Augustin. Anschließend findet die Beerdigung auf dem Klosterfriedhof statt.

P. Martin Neuhauser SVD