Br. Vinzenz (Herbert) Reiter SVD (1927-2014)

04. Aug 2014

Br. Vinzenz wurde am 07. April 1927 als Sohn des Bergmanns Johann Reiter und dessen Ehefrau Maria, geb. Wendels, im saarländischen Noswendelroth geboren.

Von 1933 - 1941 besuchte er die Volksschule in Noswendel, bevor er 1941 bei dem Malermeister Gustav Friedrich in Wadern eine Malerlehre begann. Die Ausbildung wurde im März 1944 durch die Einberufung zum Reichsarbeitsdienst und anschließend zum Wehrdienst in Polen unterbrochen. Br. Vinzenz geriet noch in Gefangenschaft, wurde aber schon am 15. Juli 1945 wieder entlassen. Sofort danach nahm er seine Ausbildung als Maler bei Herrn Friedrich wieder auf und schloss seine Lehre 1947 als Malergeselle ab. Von Juni 1948 bis November 1949 arbeitete Br. Vinzenz als Maler in der St. Elisabeth-Klinik in Saarlouis.
Im Dezember 1949 trat Br. Vinzenz bei den Steyler Missionaren in St. Wendel ein und begann am 08.September 1950 das Noviziat, das er am 08. September 1952 mit der Ablegung der Ersten Gelübde abschloss. Als Jungprofesse arbeitete Br. Vinzenz in der Malerwerkstätte des Missionshauses St. Wendel bis 1953. Danach absolvierte er eine Ausbildung zum Krankenpfleger im Marienkrankenaus in St. Wendel. 1955 bekam er die Missionsbestimmung für den Kongo. Im August 1955 kam Br. Vinzenz in Belgisch-Kongo an. P. Jan van der Heyden war der erste Missionsobere im Kongo. Er wusste, wie wichtig die Sprache für die Missionare ist und dass man sie am Anfang lernen muss. So machte Br. Vinzenz zunächst ein dreimonatiges Sprachstudium in Banningville. Er kannte sich in zwei Berufen gut aus: In der Krankenpflege und in der Anstreicherei. Jedoch war keiner der beiden Berufe in der jungen Mission Kongo gefragt. Dafür waren andere Dinge aktuell: Die Ölfabrik in Ngi zu modernisieren und zu rentabilisieren und in Bagata einen Kirchbau zu organisieren und vorzubereiten. Dies waren alles Dinge, die nicht viel mit seinen erlernten Berufen zu tun hatten. Vielleicht war der Beruf des Krankenpflegers dem des Verwalters einer Kuhherde noch am nächsten, denn das war nun die Aufgabe von Br. Vinzenz in Banningville, vor allem, wenn man weiß, dass die Kuhherde von Schlafkrankheit bedroht war.

 
1958 kehrte Br. Vinzenz zur Vorbereitung auf die Ewigen Gelübde nach St. Wendel zurück. Am 08. September 1959 legte er in St. Wendel die Ewigen Gelübde ab und reiste anschließend in die Nähe von Grenoble, um noch ein Sprachstudium in Französisch zu absolvieren. In den Kongo zurückgekehrt war er ab 1961 die „gute Seele - der Hausvater“ in Bandundu. In dieser Arbeit kam ihm etwas zugute, das er aus seiner Familie mitgebracht hatte: unter lauter Jungen daheim, ging Br. Vinzenz der Mutter zur Hand: „Kann kochen und stricken“ hieß es schon in seinem Empfehlungsschreiben zum Postulat in St. Wendel. Anstreichen, Kranke pflegen und vieles andere mehr hat er später dazugelernt. Vinzenz sorgte für alle in Bandundu und im Umkreis bis zu 120 Kilometern. Er war ein wichtiger Anlaufpunkt für alle Missionare. In den Jahren 1972 und danach kam es durch innenpolitische Ereignisse zu Verstaatlichungen der Betriebe der Ausländer, Verbot von Versammlungen etc. Es gab auch SVD-interne Strömungen, die diese Entwicklung begünstigten. Sie wurden zusammengefasst in dem Satz „Sich überflüssig machen“. In dieser Situation entschied sich Br. Vinzenz, in die Süddeutsche Provinz zurückzukehren. Seine ohnehin angeschlagene Gesundheit erleichterte ihm diesen Schritt. Er hat die wesentlichen Jahre des Aufbaus der jungen Region Kongo-Zaire und der Diözese Kenge mitgetragen und mitgestaltet.


 Zurück in Deutschland wurde er zunächst dem Missionshaus in St. Wendel zugeschrieben, dann für kurze Zeit als Faktotum dem Missionshaus St. Bernhard in Mosbach, bevor er dann - mit Erlaubnis der Oberen - die Gemeinschaft verließ, um seinen kranken Vater bis zu dessen Tod zu pflegen. Nach dem Tod des Vaters wurde Br. Vinzenz zunächst aushilfsweise nach Rom in das Collegio San Pietro gesandt, um dort den Studenten als Krankenbruder in Krankheitsfällen zur Seite zu stehen. 1979 wurde er offiziell nach Rom versetzt. In dieser Arbeit, die er sehr gerne tat, verblieb Br. Vinzenz, bis er im April 1994 nach St. Wendel zurückgerufen wurde, weil dort ein Fahrer für die inzwischen große Zahl von alten und kranken Mitbrüdern gesucht wurde. Mit viel Engagement versah Br. Vinzenz diese Aufgabe. Stets war er bereit, Mitbrüder zu Ärzten zu begleiten, in Krankenhäusern zu besuchen und jegliche Art von Hilfe zukommen zu lassen. Kurz vor der Eröffnung des Wendelinusheimes (2008) gab Br. Vinzenz diese Aufgabe ab. Nur wenig später erkrankte er selbst an Demenz. Die Krankheit schritt Jahr für Jahr fort und schließlich war Br. Vinzenz selbst auf Hilfe angewiesen. Vor etwa zwei Wochen schien es so, als ob Br. Vinzenz, der kaum noch kommunizierte, selbst merkte, dass nun die Lasten des Alters so groß wurden, dass er sie nicht mehr zu tragen vermochte. Von da an verweigerte er jegliche Aufnahme von Nahrung. Ruhig und gelassen erwartete er „den Bruder Tod“. Heute Morgen nun rief ihn der Herr zu sich.

Das Requiem für Br. Vinzenz feiern wir am kommenden Donnerstag, 07. August 2014, um 14.30 Uhr in der Kirche des Missionshauses St. Wendel. Anschließend tragen wir unseren lieben Mitbruder auf unserem Klosterfriedhof zu Grabe.

St. Wendel, 04. August 2014 

Stefan Theobald SVD