3. Sonntag der Osterzeit (A)

Predigtimpuls

Wenn die Augen aufgehen

1. Lesung: Apg 2,14.22-23
Zwischengesang: www.antworpsalm.de
2. Lesung: 1 Petr 1, 17-21
Evangelium: Lk 24, 13-35
Zum Kantilieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Schon drei Generationen nach Jesus gibt es in der jungen Kirche eine erstaunlich große Anzahl von gelehrten Männern und ihren Schriften. Mit den Schriften füllen sie eine Lücke aus. Die Apostel und Zeitzeugen Jesu sind gestorben, nun halten die Schriften das Andenken an Jesus wach und vertiefen den Glauben. So entsteht innerhalb von nur 70 Jahren das Neue Testament.

Wie es zum Glauben kommt 

Die Evangelien sind Glaubenserzählungen. Eine Erzählung, die sich nur im Lukasevangelium befindet, sticht besonders hervor. Wir hören sie heute im Evangelium. 

Sie ist keine komplizierte Abhandlung, sondern erzählt von zwei Jüngern (Jüngerin/Jünger) Jesu, die ihren Glauben verloren haben und am Ende wieder zur Gemeinschaft zurückkehren. Mit solchen Erzählungen will Lukas die Sehnsucht wecken, ebenfalls den Weg Jesu zu gehen.

Seine Geschichte 

Zwei Männer (Frau / Mann) , wie gesagt: JüngerIn Jesu, sind enttäuscht, ihre Erwartungen waren groß. Sie steigen aus, verlassen die Gemeinschaft (Jerusalem) und kehren wieder nach Hause (Emmaus) zurück. Deprimiert traben sie dahin, als kämen sie von einem Begräbnis. 

Die Erzählung beginnt bewusst mit dem Ende Jesu, seinem schmachvollen Tod. Sie beabsichtigt, Hörern und Lesern verständlich zu machen, warum sich nach dem Tod Jesu der Jüngerkreis nicht aufgelöst hat, sondern sich neu formierte und mutig fortsetzt, was Jesu zuvor getan hat. An Jesu Stelle verkünden sie überall in der Welt seine Botschaft. 

Die zwei JüngerIn auf der Flucht sind eines der vielen Beispiele, wie die Jesus-Bewegung weiterging. Lukas hat dabei die Menschen im Blick, denen die Botschaft Jesu verkündet wird, aber skeptisch zwischen Annahme und Abkehr schwanken. Er ist überzeugt: Wer mit Jesus in Berührung kommt, kommt nicht mehr von ihm los, so wie es diesen Zweien erging, deren Augen „gehalten“ waren, obwohl ihr Herz brannte.

Der Durchbruch

Der Weg nach Emmaus ist lang, in der Erzählung dauert er einen ganzen Tag – die Zweifel können die Menschen ein Leben lang quälen. Doch in Emmaus geschieht der Durchbruch. Bisher waren die Zwei draußen, auf der Flucht und zweifelnd. Dann betreten sie das Haus, sie gehen hinein. Im Kreis der „Familie“ ereignet sich das Entscheidende. Mit Emmaus meint Lukas eine Hauskirche. Die Familie, wohl die Freunde und Gesinnungsgenossen, nimmt sich der Zweifler an.

Eine Hauskirche ist mehr als ein Ort, wo sich ein Freundeskreis gelegentlich trifft, austauscht und wieder auseinandergeht. Sie ist mehr: In diesem Haus feiern Christinnen und Christen ihren Glauben. In der Feier teilen sie ihre Glaubens-Erfahrung über Jesus und sie vollziehen den letzten Willen Jesu vor seinem Tod: Tut dies zu meinem Gedächtnis! In der liturgischen Feier vollziehen sie, was Er getan und aufgetragen hat: Sie brechen in seinem Namen das Brot, segnen den Wein, essen und trinken. Es ist ein Ritus, in dem sie sich mit Jesus identifizieren und an seiner Stelle sein Werk weiterführen. Die Gedenkfeier schweißt sie so zusammen, dass sie ein Leib, eine Gemeinde werden.

Den Suchenden sind nicht mehr die Augen gehalten, sie sehen klar und ihr brennendes Herz findet Erfüllung im Glauben. Was sie unterwegs über Jesu Tod und Auferstehung gesprochen und gehört haben, macht nun Sinn. Sie begreifen, dass der Auferstandene mit den Augen nicht zu sehen ist, aber dennoch lebt, in ihrem Glauben. 

Ähnlich ergeht es wohl vielen Außenstehenden, die sich mit dem Evangelium Jesu auseinandersetzen. Nach einem Weg des Zweifels werden vielleicht auch sie nach Emmaus und den Anschluss in eine Hauskirche finden. Glaube kann nur in einer Gemeinschaft Glaubender eingepflanzt werden und wachsen.

Worauf es ankommt

Wir fragen uns heute, was geschehen muss, dass unsere Kirche wieder lebendig wird und der Glaube der Christinnen und Christen ansteckend wird. Die Rede ist von „Neuevangelisierung“, vorgeschlagen wird der „Katechismus der katholischen Kirche“. Lukas hingegen erzählt. Hingegen sind gelehrte Abhandlungen abstrakt und dringen nicht ins Herz. 


Lukas weiß Rat

Erstens: Die Quelle des Glaubens ist die Heilige Schrift. Wir müssen sie lesen –von vorn bis hinten. Anders kann eine lebendige Begegnung mit Jesus nicht zustande kommen. 

Zweitens: Die Eucharistie ist Herz und Mitte der Kirche. Sie darf keine religiöse Andacht neben anderen sein. Sie ist das Gedächtnis an Jesu Leben, Tod und Auferstehung. Die Bibel sagt: Diese Feier formt die Menschen zu einer lebendigen Kirche. 

Drittens: Das Bekenntnis des Glaubens ist der Atem des Glaubens. Wer nicht mehr atmet, ist tot. Der „Atem des Glaubens“ muss wieder in der christlichen Gemeinschaft spürbar sein, nur so kann er auch die Gesellschaft durchdringen. Auf den Einwand mancher Menschen, sie könnten ihre Religiosität auch ohne kirchliche Gemeinschaft erfahren und ausleben, würde Lukas auf die Emmausjünger verweisen. 


P. Dr. Jakob Mitterhöfer SVD