33. Sonntag im Jahreskreis (B)

Predigtimpuls

Was bleibt, ist Lob und Dank

1. Lesung: Dan 12,1-3
2. Lesung: Hebr 10,11-14.18
Evangelium: Mk 13,24-32

Was bleibt, ist Lob und Dank

Jedes Jahr das gleiche Spiel
Das Jahr geht zu Ende, das Zeitenjahr, das Kirchenjahr. Wieder übernimmt die Liturgie der Kirche das Amt des Ausrichters, die Rolle des Regisseurs, des
Bühnenbildners, des Ensembles. Die Bühne ist die Welt, auf der sich Jahr für Jahr das Spiel vom Jedermann und Jederfrau ungekürzt in Szene setzt. Die Darsteller: Alles Laien, du und ich und wir alle zusammen. Die Rollen sind fest verteilt. Selbst wechselnde Zeitumstände ändern an der Aufführung nichts. Das Bühnenbild im herbstlichen Nebelgrau, blattlose Bäume, kalte Winde aus allen Himmelsrichtungen machen unsicher, lassen Ängste aufkommen. Da braucht es Mutmacher, Begleiter, Wegführer, die das Ziel kennen, die eintreten in schwieriger Lage, die Sicherheit geben. Der Prophet Daniel lässt den Erzengel Michael ins Bild kommen, der für die Söhne und Töchter des Gottesvolkes eintritt und für alle, die im Buch des Lebens eingetragen sind.

Nicht nur ein alter Brief
Der Hebräerbrief, ein Rundschreiben an die Gemeinden der frühen Kirche, lässt vor der jüdisch-apokalyptischen Zeitvorstellung Raum und Zeit ineinandergreifen. Gott ist für die glaubende Gemeinde auf dem Weg durch die Turbulenzen der Gegenwart, das bleibende endgültige Ziel des Pilgerweges für Jedermann und Jederfrau. Zugleich ist dieses Ziel der heilvolle Ort durch die zeitlose Gegenwart des Hohenpriesters Jesus, zur Rechten des Vaters. Den Titel Priester trägt Jesus nicht im jüdisch zeitgenössischen Amtsverständnis, sondern als außerordentliches Zeichen für den Anbeginn einer neuen Zeit, einer Zeit nach der Ordnung des Hohenpriesters Melchisedek. Er brachte keine blutigen Tieropfer mehr dar, sondern als Opfergaben Brot und Wein: Lebensmittel, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. Jesu Opfer, die grenzenlose Vermischung mit den Menschen wird zur Solidarisierung mit uns, die er Brüder und Schwestern, Freunde nennt. Er liebt sie so sehr, dass er bereit war sein Leben einzusetzen, in dem er mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den brachte, der ihn aus dem Tod ins neue Leben retten konnte. Damit ist alle Schuld gesühnt, sind Sünden vergeben und das Sünd- und Sühneopfer nicht mehr nötig. Was bleibt, ist Eucharistia, Lob und Dank für den Tod und die Auferstehung, für eine gesicherte Zukunft. Das neue Zeitalter hat begonnen.

Das große Finale
Das Evangelium, das uns der Evangelist Markus geschrieben hat, zieht noch einmal alle Hebel endzeitlicher Dramaturgie. Vor dem Hintergrund des Untergangs Jerusalems und des Tempels im Jahr 70 entfaltet er das endzeitliche Szenarium, das uns aufmerksam und wach machen soll. Er mahnt und drängt uns, die Zeichen auch unserer Zeit zu beachten, nicht leichtfertig zu übersehen und mit lähmender Angst zu verdrängen. Er möchte vielmehr vor der Ernsthaftigkeit der Ereignisse ermutigen, die Hand zu fassen, die Christus uns in Wort und Sakrament reicht, denn „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Mt 24,35; Mk 13,31; Lk 21,33). Wann das ist? Den Tag und die Stunde kennt nur der Vater. Glaubt an ihn, hofft auf ihn, hört auf ihn. Lasst euch von ihm tragen, denn egal wann und wie wir fallen, wir fallen immer in Gottes Hand.

Das Jahr mag gehen, das neue kommen: Gott bleibt sich und uns treu. Amen

 

P. Joachim Gloger SVD