1. Adventssonntag (C)

Predigtimpuls

„Erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe!“ (Lk 21,28)

1. Lesung: Jer 33,14-16
2. Lesung: 1Thess 3,12-4,2
Evangelium: Lk 21,25-28.34-36

„Erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe!“ (Lk 21,28)

In der Zeit des Advents ist so vieles anders, Straßen und Plätze sind geschmückt mit Lichtergirlanden und frischem Tannengrün. Weihnachts- und Adventsmärkte laden ein zum Verweilen. Lieder und vorweihnachtliche Musik vollenden die Stimmung. Vielleicht ist dies alles der Ausdruck von Sehnsucht nach einer heilen Welt.

Doch, wir kennen Advent auch anders: Hektik, Geschäftigkeit und Kaufrausch je näher wir an Weihnachten sind. Dies und jenes muss noch getan worden, damit ja Weihnachten, das „Fest der Feste“, nicht zur Enttäuschung wird. Von der so genannten stillen Zeit ist oft sehr wenig zu spüren. Es mag sein, dass wir uns dem Sog der Zeit nicht genug entziehen können. Als Christen sollten wir aber doch andere Akzente setzen.

Da ist das Evangelium vom 1. Adventsonntag im Lesejahr C wesentlich nüchterner, das heute beginnt und das uns der Evangelist Lukas aufgeschrieben hat. Vielleicht empfinden wir sogar das Szenario von einer zusammenbrechenden Welt ein wenig übertrieben. Doch wir alle wissen um die Bedrohung, der die Menschheit ausgesetzt ist: Krieg, Naturkatastrophen, Hunger und Krankheit. Doch auch ein Leben ohne Perspektive und Zielsetzung ist für viele bedrohlich, ebenso die Gottesfeme, in der sie leben. Da kann ein Wort des Trostes und der Ermutigung hilf reich sein, das in einer eben geschilderten Situation gesprochen wird: „Erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.“

Der Evangelist Lukas sagt dies seiner Christengemeinde, die unter Verfolgung und mancherlei Missverständnissen zu leiden hatte. Hier erwartete man das baldige Kommen des Herrn in Herrlichkeit, um die Weh zu richten und das Reich Gottes in seiner endgültigen Gestalt aufzurichten. Doch die Wiederkunft des Herrn verzögerte sich, Parusieverzögerung nennen dies die Theologen. Auch wir wissen nicht, wann der Herr wiederkommt, um sein Reich aufzurichten.

Gilt nun das Wort des Evangeliums „erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe“ nicht mehr?

Die Zeit des Advents ist nicht nur die Vorbereitung auf das Geburtsfest des Herrn, das wir an Weihnachten feiern. Wir schauen nicht nur rückwärts, sondern auch nach vorne, wenn wir im Kirchenjahr den Advent begehen. Advent heißt auch Vorbereitung auf die endgültige Wiederkunft des Herrn. Eine solche Vorbereitung kann nicht in anheimelnder Stimmung und in Glühweinlaune passieren, sondern es ist dies harte Arbeit an uns selbst als Einzelne und als Gemeinde. Da sind wir eingeladen, aufzubrechen von unserem breitgetretenen Alltagsweg und uns auf die Suche zu machen nach Jesus Christus, der für uns Weg, Wahrheit und Leben bedeutet. Da heißt es, die Weisungen des Herrn, wie sie uns in der Bergpredigt dargelegt werden, ernst zu nehmen und zu befolgen. All das kann man nicht, wenn man den Kopf in den Sand steckt, sondern wenn man erhobenen Hauptes den Weg Jesu geht. „Erhebt eure Häupter“ heißt auch, dass wir mit Selbstbewusstsein und mit innerer Gewissheit aufbrechen, gehen und voranschreiten dürfen. „Unsere Erlösung ist nahe“ – das will uns auch das Kind in der Krippe zeigen, wo Gott uns ganz nahe sein will und wo er selbst unter uns lebt.

Wenn wir nun mit diesem Gottesdienst die Adventzeit begonnen haben, dann dürfen wir uns ausstrecken nach dem, was vor uns liegt. Dann erhalten auch die alten Adventlieder ihren Sinn zurück, wenn wir singen: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ oder wie einst Friedrich von Spee dichtete: „O Heiland, reiß die Himmel auf und dabei die Frage stellte: „Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt.“ Erwarten wir also in Freude die Feier des Geburtsfestes Jesus Christi und bereiten wir uns für seine Wiederkunft! „Erhebet eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.‘

 

P. Herbert Zimmermann SVD