Hl. Lukas, Evangelist (F)

Predigtimpuls

Lukas

Lesung: 2 Tim 4,10-17b
Evangelium: Lk 10,1-9

 

„Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden“ (Lk 10,2). Die Aussage Jesu ist äußerst aktuell – damals wie heute. Hat Jesus zunächst seine zwölf Apostel zu dem Stämmen Israels ausgesandt, so sendet er nun zweiundsiebzig andere Jünger. Die Zahl „zweiundsiebzig“ steht für alle Völker der Erde. „Ernte“ ist in der Sprache der Bibel ein Bild für das endzeitliche Gericht Gottes über die Völker. Jesus, der den Weg des Gottesknechtes geht, weiß sich zu allen Völkern gesandt. Die Aussendungsrede gibt Anwendung für die Ausrüstung der Missionare und über ihr Verhalten in den Häusern und Ortschaften. Eine doppelte Tätigkeit wird den Jüngern aufgetragen: die Tat und das Wort (Verkündigung und Wunder). Beide sind Fortsetzung der Tätigkeit Jesu selbst, Zeichen, die nicht übersehen werden können. Daher am Schluss das Drohwort gegen die ungläubigen Städte.

Die Arbeit ist drängend, deswegen die genauen Angaben, wie die Jünger ausgerüstet sein sollen: kein Geld, keine Vorratstasche, keine Schuhe. Sie sollen unterwegs niemanden grüßen.

Kommen sie in ein Haus, sollen sie den Frieden wünschen. Ist dort ein Mensch des Friedens, wird der Friede bleiben, sonst kehrt er zurück. Sie sollen in den Haus bleiben, essen und trinken, was man ihnen vorsetzt. „Wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn“. Sie sollen die Kranken heilen und verkünden: „Das Reich Gottes ist euch nahe“.

Obwohl die Situation sich geändert hat, bleibt eigentlich der drängende Auftrag. Sind wir träge geworden?

Lukas ist der Verfasser eines der drei synoptischen Evangelien und der Apostelgeschichte. Gegenüber den anderer Evangelisten betont er vor allem die Barmherzigkeit Gottes und die Liebe Jesu zu den Armen und Sündern; über das Gebet und den Heiligen Geist sagt Lukas mehr als Matthäus und Markus. In der Apostelgeschichte berichtet er mit historischem Blick und literarischer Kunst über die Anfänge des Christentums. Auch hier hat er verschiedene Quellen benutzt, zum Teil konnte er als Augenzeuge berichten, da er Paulus auf der zweiten und dritten Missionsreise begleitet und auch während seiner römischen Gefangenschaft in seiner Nähe war.

In der Lesung schreibt Paulus: „Nur Lukas ist noch bei mir.“ dieser Satz ist mehr als eine Lobrede; es ist das Zeugnis eines vereinsamten und vom Tod bedrohten Apostels über den Jünger, der in der Treue zum Apostel auch dem Evangelium die Treue hält. Im Übrigen enthält der Schlussabschnitt des Briefes eine Reihe von Mitteilungen über die persönliche Situation des Apostels. Es gibt in der Kirche Christi und in Zeiten der Verfolgung die fraglose Treue ebenso wie das schmerzliche Versagen. Es gibt im Herzen des Apostels das Gefühl der Verlassenheit und des Scheiterns wie auch die Furcht vor der Kälte des Winters, zugleich aber das Wissen darum, dass in seinem Leiden ebenso wie in seinem Wort die Kraft Gottes am Werk ist.

Das Tagesgebet greift diese Gedanken auf und bittet, dass alle Gläubigen ein Herz und eine Seele sind. So sollen die Völker das Heil schauen, dass Gott ihnen bereitet hat. Der Antwortpsalm greift den Gedanken der Verkündigung auf und sagt: „Gerecht ist der Herrn in allem, was er tut“. Das Gabengebet bittet um die Heilung unserer Schwächen und die Kraft, Gott in Freiheit zu dienen, um zur unvergänglichen Herrlichkeit zu gelangen. Das Schlussgebet dankt für das „Brot des Lebens“ – die Kelchkommunion kommt wieder einmal nicht in den Blick! Es möge uns festigen im Glauben an die Frohe Botschaft, die der heilige Lukas verkündet hat.

 

P. Dr. Winfried Glade SVD