34. Sonntag im Jahreskreis (A) – Christkönigsfest

Predigtimpuls

Beziehung zu Jesus

1. Lesung: Ez 34,11-12.15-17
2. Lesung: 1 Kor 15,20-26.28
Evangelium: Mt 25,31-46

 

Antwort auf Hitler-Kult

Christen beenden das Kirchenjahr mit dem Christkönigsfest. Es ist der letzte Sonntag vor dem Advent. Noch nicht einmal 100 Jahre ist dieses Fest alt. Während der Nationalsozialistischen Diktatur mit ihrem Hitler - Kult kam es als Gegengewicht bei den Gläubigen gut an. In Prozessionen und Kirchenfeiern verehrten die Christen ihren Herren als den wahren König des Himmels und der Erde. Wie Religion gelebt und gefeiert wird, hängt immer auch von der Zeit und vom örtlichen Umfeld ab. Das Christkönigsfest machte sich gut als Antwort auf die Hitlerdiktatur.

 

König ohne echte Beziehungen

In unserer Zeit scheint Christus als König weit weg von uns zu sein. Jesus hat sich auch nie direkt König genannt. Sein Königreich ist nicht von dieser Welt. (vgl. Joh 18,36) In der Geschichte waren Könige Alleinherrscher. Was der König befahl, wurde getan, ohne zu fragen. Bei Weigerung drohte er mit Strafen. Alles im Staat drehte sich um ihn. Alle Bewohner des Landes waren seine Untertanen. Damit wird klar: Ein König hat eine armselige Beziehung zu anderen Menschen. Seine Untergebenen sind nur Befehlsempfänger. Sie sollen nicht viel nachdenken. Sie fürchten sich vor ihm. Sie fühlen sich wertlos und austauschbar. Jesus will kein König sein, weil er eine reiche und intensive Beziehung zu den Menschen aufbauen möchte.

 

Jesus das Kind

Begonnen hat er damit als hilfloses Kind. Er war total angewiesen auf die Liebe seiner Mutter, des Hl. Josefs und der Menschen um ihn herum. Um dies noch einmal zu unterstreichen: Ein König, nämlich Herodes, trachtet ihm nach dem Leben. Gott wollte sich uns zeigen als jemand der wehrlos ist. Wir erwarten vielleicht, dass Gott den starken Mann spielt. Aber er ist anders. Als Kind erwartete Jesus die Zuwendung der Menschen. Später betonte er es noch einmal: Die Menschen, die nach dem Willen des Vaters im Himmel leben, sind für ihn wie Vater und Mutter. (vgl. Mt 12,49f) Damit sieht er sich in gewisser Weise immer noch als Kind seiner Anhänger. Das bedeutet für uns: Eine Beziehung zu ihm ist zerbrechlich. Er erwartet viel Aufmerksamkeit von uns und dass wir unsere Beziehung zu ihm pflegen.

 

Jesus der Freund

Während seiner Wanderschaft durch Israel nannte er seine Anhänger Freunde. (Joh 15,15) Wörtlich sagte er: "Ich bezeichne euch nicht mehr als Diener. Ein Diener weiß nicht, was sein Herr tut. Ich nenne euch Freunde. Denn ich habe euch alles gesagt, was ich von meinem Vater gehört habe." Er möchte auch unser Freund werden. Freunde vertrauen einander. Freunde bleiben in Gedanken miteinander verbunden. Sie empfinden kamerad-schaftliche Gefühle füreinander. Sie stehen sich bei und tauschen sich gegenseitig aus. Auf einen guten Freund kann man sich verlassen. Echte Freunde erkennt man daran, dass sie auch in schlechten Zeiten zusammen halten. Ein guter Freund möchte Jesus für uns sein und er möchte dass wir seine Freunde werden.

 

Jesus der Meister

Schließlich nimmt Jesus auch die Rolle des Meisters und Lehrers an. Das aber in einer unerwarteten Weise. Er hat es nicht nötig sein Wissen zu demonstrieren oder seine Überlegenheit zu zeigen. Als Lehrer wäscht er seinen Jüngern beim letzten Abendmahl die Füße (vgl. Joh 13,14). Belehrte er, ging es ihm nur um das Heil der Menschen. Er hatte es nicht nötig, sich wichtig zu machen oder sich selbst darzustellen. Am Ende der Zeiten wird er beim Gericht die Rolle des Richters übernehmen. Das machte er schon in Israel deutlich: Während seiner Missionstätigkeit in Israel drohte er mehrmals mit dem Gericht. Damit widerspricht er scheinbar dem liebevollen Bruder und Freund Jesus. Wie das zu verstehen ist erklärt uns das Johannesevangelium: Gott sandte seinen Sohn in die Welt, um die Welt zu retten, nicht um sie zu verurteilen. Jesus kommt nicht um seine Anhänger zu sortieren nach Gut und Böse. Allerdings: Wer ihn und seine Liebe hartnäckig und bewusst ablehnt, der möchte keine Beziehung zu ihm und der findet keine Rettung (vgl. Joh 3,16ff). Der Mensch, der Gott ablehnt, verurteilt sich selbst. Er ist vergleichbar mit einem, der durstig in der Wüste umher wandert, eine Oase sieht, und trotzig an ihr vorbeigeht.

 

Zusammenfassend bedeutet das: Jesus macht sich zum Kind der Menschen. Er möchte unser Bruder und Freund sein. Und schließlich kümmert er sich wie ein guter Lehrer um die Seinen.

 

P. Oliver Heck SVD