Gründonnerstag – Wache mit dem Herrn

Anregung

Einsamkeit Christi am Ölberg, Einsamkeit so vieler Menschen heute

Gebet / Meditation

 

Nach der Übertragung des Allesheiligsten:

 

Hymnus (GL 544)

„Das Geheimnis lasst uns künden / das uns Gott im Zeichen bot:
Jesu Leib, für unsre Sünden / hingegeben in den Tod,
Jesu Blut, in dem wir finden / Heil und Rettung aus der Not.

 

Von Maria uns geboren, / ward Gott Sohn uns Menschen gleich,
kam zu suchen, was verloren, / sprach das Wort vom Himmelreich,
hat den Seinen zugeschworen: / Allezeit bin ich bei euch.

 

Auf geheimnisvolle Weise / macht er dies Versprechen wahr;
als er in der Jünger Kreise / bei dem Osterlamme war,
gab in Brot und Wein zur Speise / sich der Herr den Seinen dar.

 

Gottes Wort, ins Fleisch gekommen, / wandelt durch sein Wort den Wein
und das Brot zum Mahl der Frommen, / lädt auch die Verlor´nen ein.
Der Verstand verstummt beklommen, / nur das Herz begreift´s allein.

Gott ist nah in diesem Zeichen: / knieet hin und betet an.
Das Gesetz der Furcht muss weichen, / da der neue Bund begann;
Mahl der Liebe ohnegleichen: / nehmt im Glauben Teil daran.

 

Gott dem Vater und dem Sohne / singe Lob, du Christenheit;
auch dem Geist auf gleichem Throne / sei der Lobgesang geweiht.
Bringet Gott im Jubeltone / Ehre, Ruhm und Herrlichkeit. Amen.“

(Thomas von Aquin)

 

Während der letzten Strophe folgt die Inzensierung des Allerheiligsten

Die „Nachtwache“ braucht die getragene Stille;
die Gebetseinheiten sollten für die Gottesdienstteilnehmer zur Verfügung stehen
für diesen Gottesdienst werden folgende Dienste benötigt:
- jemand, der den Gesang anstimmt
- ein Lektor (L)
- zwei Vorbeter (V1, V2)

 

Nach einer kurzen Pause beginnt ein Lektor mit der Lesung

Speise und Trank vom Herrn

L: Lesung aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther (1 Kor 11,23-26)

Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Wort Gottes hier unter uns.

 

Nach einer kurzen Pause fährt V1 fort:

V1: „Einsame Menschen haben es schwer im Leben. Wir bedürfen einer des anderen, wir brauchen gegenseitig Hilfe, Zuwendung. Die Gemeinschaft mit Menschen trägt wesentlich zur Erfüllung unseres Lebens bei. Fehlt uns diese Gemeinschaft, dann bleibt unser Leben erschreckend leer, es sei denn, uns wird eine höhere Gemeinschaft (mit Gott) geschenkt. …

Im Alltag spüren wir vielleicht das Alleinsein nicht so sehr. Es setzt uns jedoch zu, wenn wir uns entscheiden müssen und keinen Rat wissen, auch wenn wir krank und sonst in Not sind. Es täte uns wohl, die Nähe und Teilnahme der Mitmenschen, vor allem von uns nahestehenden, zu spüren und wir leiden, wenn wir sie entbehren müssen. Auch wenn wir unter Schuld leiden, bedürfen wir der uns gnädigen Güte jener, die das Wort des Trostes und der Vergebung sprechen. Da jeder Mensch seine Grenzen hat und niemand uns eine letzte Sicherheit geben kann, wäre unsere Existenz letztendlich aussichtslos, gäbe es keine ganz und gar zuverlässige Gemeinschaft.

Dies ist die Gemeinschaft, die Gott uns schenkt. Ein besonders wichtiges Zeichen dieser Gemeinschaft und eine Kraft die sie am Leben hält und vertieft, ist die Speise, die Jesus uns gibt. Er selbst gibt sich uns als Speise, macht sich für uns zum Brot, geht in uns ein, indem wir seinen Leib essen. Am Abend vor seinem Tod am Kreuz hat er sich zum ersten Mal als Speise gegeben und dabei gezeigt, dass sein Leib, den er am Kreuz hingibt, eine Speise für die himmlische Gemeinschaft ist. Und sein Blut, das er am Kreuz hingibt, ist der Trank, durch den sich Jesus mit uns vereinigt, so dass er in uns lebt – und wir in ihm. In ihm sind wir geborgen, solange wir ihm die Treue halten und ihn in seiner Liebe nachahmen. Denn aus Liebe zu uns Menschen gibt er sich zur Speise und ermöglicht es, Gemeinschaft mit ihm und durch ihn mit dem Vater zu haben und durch die Teilnahme am Leben Gottes für immer ein ganz erfülltes Leben zu finden.

Was die Speise des Herrn in uns bewirkt, muss sich, wenn wir sie in der richtigen inneren Haltung empfangen, nach außen hin auswirken in der Weise, wie wir Gemeinschaft halten mit unseren Mitmenschen.“

(Auszug aus der Kurzpredigt zum Gründonnerstag von Pfr. Alfons Bungert, in: DIE ANREGUNG 1989, S. 80f.)

 

Stille

 

Solidarität mit den Menschen

V2: Begleiten wir in Gedanken Menschen, die – wie Jesus im Olivenhain – in diesen Augenblicken sehr intensiv Einsamkeit und Not spüren:

 

Unser Sterben und Tod

V1: Menschen, die zum Tode verurteilt in den Todeszellen in den USA, in China, in arabischen und anderen Ländern auf ihre Hinrichtung warten …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

V2: Menschen, die Opfer von zerstörenden Naturgewalten wurden und ihre Lebensgrundlage, einfach alles verloren haben durch: Erdbeben, Flutkatastrophen; Stürmen …

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

V1. Menschen, die in den Krisengebieten der Welt keine Ruhe vor der zerstörerischen Gewalt der Waffen finden und Opfer des Machthungers einiger weniger sind …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

L: „Da sah ich ein fahles Pferd; und der, der auf ihm saß, heißt «der Tod»; und die Unterwelt zog hinter ihm her. Und ihnen wurde die Macht gegeben über ein Viertel der Erde, Macht, zu töten durch Schwert, Hunger und Tod und durch die Tiere der Erde“ (Offb 6,8).

 

V2: Der Tod ist unser Schicksal. Er reißt Menschen mitten aus dem Leben, fragt nicht nach Alter oder menschlicher Reife, trennt Kinder von den Eltern und Eltern von den Kindern, zerstört Bindungen, Pläne, Hoffnungen. –

Herr über Leben und Tod, höre den Schrei der Sterbenden:

A: Herr, erbarme dich.

V2: Wir bitten dich:

A: Hilf, dass die Sterbenden keine Schmerzen leiden und sie ihr Leben in deine Hände legen können,

V2: dass die Verlassenen und Einsamen Menschen finden, die ihnen Trost geben,

A: dass wir die Todesfurcht ertragen, / weil wir auf das Leben bei und mit dir hoffen.

 

Unsere Krankheit

V1: Menschen, die mit der Diagnose „Krebs“ konfrontiert wurden und jetzt zwischen Hoffen und Bangen schweben mit der Frage: Was wird? Was wird aus dem Partner, den (kleinen) Kindern …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

V2: Menschen, die durch Demenz und/oder Alter abgeschoben und einsam werden …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

V1: Menschen, die mit einer Behinderung leben müssen, aus Scham vor dem sozialen Umfeld versteckt werden, denen man nachsagt, sie seien Hexer(n) …

Stille
„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

V2: Menschen, denen man keine Medikamente zukommen lässt, weil die Pharmakonzerne auf ihren Patentrechten bestehen und Gewinnmaximierung anstreben, dabei aber vergessen, dass sie einen Auftrag haben, Not zu lindern …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

L: „Herr, du Gott meines Heils, / zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht.
Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, / mein Leben ist dem Totenreich nahe.

Mein Auge wird trübe vor Elend. / Jeden Tag, Herr, ruf ich zu dir; / ich strecke nach dir meine Hände aus.“ (Ps 88,2.4.10)

 

V1: Worte wie AIDS, Lepra, Krebs, Schlaganfall, Herzinfarkt und Demenz lassen uns den Schrecken spüren, der die Menschheit immer wieder befällt. Krankheiten bedrohen unser Leben, machen einsam, abhängig und hilflos.
Gott des Lebens und Freund der Menschen, höre den Schrei der Kranken und Verzweifelten:

A: Herr, erbarme dich.

V1: Wir bitten dich:

A: Hilf den Forschern und Ärzten, Wege zur Bekämpfung von Krankheiten zu finden, / schenke ihnen die Offenheit, / ihr Wissen dort einzusetzen, / wo es am nötigsten gebraucht wird.

V1: Lass mehr Menschen bereit sein, kranke und alte Menschen mit Hingabe zu pflegen,

A: gib, dass wir auf unsere Gesundheit achten und sie nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern dafür dankbar sind.

 

Unser Hunger

V2: Kinder, die durch Schwerstarbeit 14 bis 16 Stunden täglich in Steinbrüchen, Bergwerken und Fabriken ausgebeutet werden;
Kinder die durch Machenschaften Erwachsener zur Prostitution die gezwungen werden und würden viel lieber spielen oder zur Schule gehen …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

V1: Menschen, die gerne ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Familien verdienen würden, aber keinen gerechten Lohn erhalten und sich aufgrund der Armut aus Scham zurückziehen …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

V2: Menschen werden von ihrem Land vertrieben, weil ihr Lebensraum für ehrgeizige Projekte wie Staudämme und Holzhandel vernichtet wird. Sie ziehen in die großen Ballungsgebiete in der Hoffnung auf Arbeit und Auskommen und verlieren sich in der Anonymität und Hoffnungslosigkeit, verlieren Heimat und soziales Umfeld …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

L: „Er schreit nicht und lärmt nicht / und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. / Das geknickte Rohr zerbricht er nicht / und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; / ja, er bringt wirklich das Recht. / Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, / bis er auf der Erde das Recht begründet hat. / Auf sein Gesetz warten die Inseln.“ (Jes 42,2-4)
(Die Tradition sieht Jesus als den Gottesknecht; hier ist das leidende Volk der Gottesknecht.)

V1: Die Erde ist fruchtbar, und doch haben die meisten Menschen zu wenig oder gar nichts zu essen, täglich verhungern Tausende. –

Schöpfer der Welt und Geber alles Guten, höre den Schrei der Hungernden, der Ausgebeuteten und der Heimatlosen:

A: Herr, erbarme dich.

V1: Wir bitten dich:

A: Hilf, dass die Güter der Erde gerechter verteilt werden / und alle davon profitieren können,

V1: dass wir die Fruchtbarkeit der Erde besser nutzen, ohne sie – wie so oft - aus egoistischer Motivation heraus auszubeuten,

A: dass wir mit Dank und Respekt in und mit deiner Schöpfung leben / und sie zum Wohle aller umgestalten.

 

Unsere Würde
V2:
Menschen verletzen sich, es fehlt an gegenseitigem Verständnis, an Offenheit, an Achtung. Nach Jahren des gemeinsamen Lebens trennt man sich, geht eine neue Beziehung ein; Single-Börsen sprießen wie Pilze im Internet und versprechen endlich den ersehnten Partner – zurück bleibt ein Mensch, der sich nach Liebe und Geborgenheit, einfach nach ein wenig Glück sehnt …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

V1: Menschen, die in den modernen Medien oder am Arbeitsplatz gemobbt und verunglimpft werden, sich verfolgt und ausgestoßen fühlen …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

V2: Einige Menschen fühlen sich zum eigenen Geschlecht hingezogen: warum, wieso? Laune der Natur, Gene? Obwohl die Kirche betont, man wolle keinen ausgrenzen … De facto bleibt ein Makel und ein (stiller) Vorwurf steht im Raum …

 

Stille

„Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ (Taizé – Gesang)

 

L: „Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ (Mk 12,28b-31)

 

V1: Herr Jesus Christus, all das Leid der Menschen – oft durch Menschen verschuldet – spiegelt sich in deiner Einsamkeit am Ölberg. In dieser Einsamkeit erfährst Du, was Gott den Menschen in aller Welt – ausgebeutet und in den Dreck getreten, ihrer Würde beraubt, - einem jeden von uns, zumutet. In deiner Solidarität zeigst Du uns aber auch, dass der Vater an unserer Seite steht, mit-leidet und mit-geht. Lass uns von dir lernen, lass uns lieben wie Du liebst, lass uns zur Seite stehen, lass uns mit- leiden, lass uns mit-gehen, schenke uns die Gnade vom eigenen Leid abzusehen, um uns mit ganzer Kraft anderen zuzuwenden.

 

Vaterunser

V2: Beten wir gemeinsam das Gebet des Herrn und bitten wir ihn, er möge einem jeden das tägliche Brot geben, einem jeden so, dass er leben und glücklich werden kann.

A: Vater unser im Himmel …

 

Lied: „Herz Jesu Gottes Opferbrand“

Herz Jesu, Trost der ganzen Welt, mach unser Herz zu deinem!
Nimm unsre Herzen ungezählt und mache sie zu einem!
Lass uns den Hass, das bitt´re Leid fortlieben aus der dunklen Zeit;
lass uns dein Reich erscheinen!

 

Du bist, o Herr, in harter Not den Berg hinaufgeschritten,
hast uns am Kreuz befreit vom Tod, das Leben uns erstritten.
Nun lass uns stark in dir bestehn, gib Liebe, deinen Weg zu gehen;
Darum wir, Herr, dich bitten.

 

V1: In diesem Bewusstsein, dass Gottes Liebe uns immer umgeben wird, können wir diese Nachtwache beschließen und getrost nach Hause gehen. Morgen können wir dann gemeinsam unseren Weg mit dem leidenden Herrn fortzusetzen.

 

Gott segne sie.

 

(Die Gebetseinheiten wurden nach einer Vorlage aus dem „Gotteslob“ <GL 789> gestaltet.)

 

P. Karl Jansen SVD