20. Sonntag im Jahreskreis (B)

Predigtimpuls

Gott aber traut uns viel mehr zu.

1. Lesung: Spr 9,1-6
2. Lesung: Eph 5,15-20
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
Evangelium: Joh 6,51-58


Gott aber traut uns viel mehr zu.

Die meditativen Worte des Johannes-Evangeliums sind nicht leicht zu nehmen und zu verstehen. Es ist ein Zirkulieren um das Geheimnis der Wirklichkeit Gottes für uns Menschen, das uns immer mehr in die Tiefe der wahren Beziehung zu ihm führen möchte. Vielleicht sind sie eher geeignet für eine stille Stunde auf dem Meditationshocker als zum Vortragen und Zuhören in der Kirche. Aber wir sind ja jetzt miteinander hier. So möchte ich versuchen, uns ein wenig die Tiefen des Textes zu eröffnen.

Jesus spricht von seinem Leben in dem Bild eines Brotes, eines besonderen Brotes. Frisch gebackenes Brot aus dem Ofen ist etwas sehr Leckeres und Nahrhaftes. Doch das Brot, von dem Jesus spricht, nährt nicht nur den Leib, es ist Nahrung für unseren großen und unauslöschlichen Hunger nach Leben und Liebe. Jesus will mit seinem Leben und seinem Weg durch den Tod Antwort geben auf unsere Sehnsucht nach Leben.

Jesus spricht von seinem Fleisch und Blut, die wirkliche Nahrung für uns sind. Vielleicht kennen wir Menschen, die sich mit Haut und Haar einer Sache verschrieben haben, Menschen, die voll und ganz in einer Aufgabe aufgehen. So hat sich Jesus mit Haut und Haar verschrieben, uns Menschen zur Fülle des Lebens zu führen, so geht er voll und ganz im Dienst an unserem Heil auf. Da gibt es keine Halbheiten und keine Zerrissenheit in dem, was Jesus für uns tut. Seine Liebe, die uns gilt, ist voll identifizierbar mit ihm selbst. Jesus und seine Sendung, Jesus und seine Botschaft sind eins.

Was passiert also nun, wenn wir nachher in der Kommunion das gewandelte Brot essen? Wir nehmen das Brot, das Gott uns aus seiner Gemeinschaft heraus sendet, in unser irdisches Leben hinein. Wir lassen uns Jesus schmecken, der mit Leib und Blut die Botschaft verkörpert, dass Gott uns bedingungslos liebt. Sein Geschenk und seine Botschaft werden von uns gekaut, verdaut und gehen dadurch in die Zellen unseres Körpers über. Wir lassen uns seine Liebe durch den Magen gehen, wir ver-innerlichen sie.

Wenn Jesus sagt: „Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit“, dann hat das nichts mit einer magisch zu verstehenden, sich von selbst ereignenden Errettung zu tun. So als wäre das Stück Hostie eine Lebensversicherung, die man eben nur zu schlucken bräuchte.

Nein, es geht um weit mehr und etwas gänzlich Anderes. Wenn Jesus uns sich selbst zur Speise reicht, dann will er damit sagen: Schau auf meinen Weg, meditiere mein Leben, mühe dich, mich kennenzulernen und mir nachzueifern, lass dir meine Botschaft in Fleisch und Blut übergehen. Wie dieses Stück Brot ein Teil deines Leibes wird, wenn du es isst, so lass meine Botschaft Teil deiner Lebensorientierung werden. Wie dieses Brot gewandelt wurde, so lass auch du dich wandeln, indem du dir die bejahende Gegenwart Gottes zu Herzen nimmst und dich von ihr ganz durchfluten lässt.

Das Thema, um das Jesus in seiner sogenannten Brotrede kreist, heißt: Hingabe. Und ob sich die Hörer/Innen dieser Worte nun an den Bildern, die Jesus gebraucht, stoßen oder ob sie tatsächlich verstehen, dass Jesus hier den vollen Einsatz für das Reich Gottes verlangt, viele wenden sich von diesem Zeitpunkt an von Jesus ab und folgen ihm nicht mehr nach.

Und so stellt sich auch uns die Frage: Wie halten Sie es mit der Religion und mit dem christlichen Glauben? Ist es Ihnen genug, die nötige Pflicht zu erfüllen und sich an die Gebote zu halten, damit Sie davon ausgehen können, in den Himmel zu kommen? Man ist ja doch schließlich kein so schlechter Mensch!

Oder sind Sie bereit, Jesus Ihr Herz zu geben? - Spüren Sie ein Zögern oder eine Angst bei dieser Einladung? Dann sind wir ganz gut in der Situation, wie sie die Jünger damals empfunden haben, als sie Jesus zuhörten. Keine Sorge, es geht hier nicht um eine moralische Bewertung! Aber nehmen wir wahr, was in uns vorgeht, wenn wir diese Einladung hören: Übergib Jesus dein Herz.

Und wenn sich dabei Ängste oder Widerstände melden, dann sollte das uns nicht erschrecken. Aber wir sollten sie bewusst wahrnehmen, sie anschauen. Denn nur, wenn wir sie kennen, werden sie ihre Macht über uns nicht mehr ausüben können.

Sie üben eine Macht über uns aus? Ja, sie halten uns in dem kleinen Kreis dessen, was wir gewohnt sind und uns selbst zutrauen. Gott aber traut uns viel mehr zu. Das einzige, was uns davon abhält, sind unsere Ängste und unser Misstrauen. Mal anders gefragt: Was könnte Ihnen passieren, wenn Sie sich ganz in die Hände dessen geben würden, der diese Welt erschaffen hat und von dem Sie Ihr Leben empfangen haben? Was sollte passieren, das Sie womöglich zu fürchten hätten? Die Antwort lautet: Nichts! Unser Leben wird sich nur umso wunderbarer entfalten, wir werden in die größere Freiheit finden, von der wir manchmal selbst nicht zu träumen wagen.

Im Abschnitt, der dann nächsten Sonntag folgt, werden wir erfahren, dass nicht wir das leisten müssen oder auch nur können. Sondern Gott wird es in seinem Geist in uns bewirken, dass wir ihn mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all unseren Kräften lieben. Das Entscheidende aber ist, dass wir ihn immer wieder darum bitten, dass wir uns nicht von unseren eigenen Ängsten und Befürchtungen limitieren lassen, sondern dass wir Schritte des Vertrauens wagen, über uns selbst hinaus und auf ihn hin.

 

P. Thomas Heck SVD