2. Sonntag im Jahreskreis (C)

Predigtimpuls

Bei Jesus ist die wahre Freude

1. Lesung: Jes 62,1-5
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: 1Kor 12,4-11
Evangelium: Joh 2,1-11

 „In jener Zeit fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt.“ Die jüdische Hochzeit erinnert mich an Hochzeiten in meiner indischen Heimat, genau genommen in meiner Stammgruppe „Oraon“. Eine Oraon-Hochzeit dauert auch mehrere Tage und umfasst verschiedene Festlichkeiten, verbunden mit bestimmten Ritualen, auch vor und nach dem eigentlichen Hochzeitstag. Die kirchliche Trauung findet immer in der Pfarrkirche der Braut statt. Im Anschluss daran gibt es eine Feier in der Familie der Braut. Am gleichen oder nächsten Tag ganz früh nimmt die Braut Abschied von ihren Eltern. Sie wird von den mitgereisten Gästen des Bräutigams feierlich abgeholt. In der Familie des Bräutigams geht die Feier nun weiter. Es wird gegessen und getanzt, meistens bis Mitternacht. Nicht alle Gäste bleiben in der Regel über Nacht.

Am nächsten Tag ist noch eine Feier vorgesehen, eine sogenannte Integrationsfeier. Mit einem Ritual wird die Braut in die neue Familie integriert und aufgenommen. Nach sieben Tagen besucht die Braut erstmals nach der Hochzeit ihre Eltern. Da findet die allerletzte Feier statt. So wird die Feier der Hochzeit mehrere Tage begangen. Die größte Sorge der Gastgeberfamilie dabei ist: Hoffentlich haben wir reichlich zu Essen! Vor allem sollten Reis und Fleisch nicht knapp werden. Kommt das vor, ist es sehr peinlich für die Gastgeberfamilie.
Maria sagt zu Jesus: „Sie haben keinen Wein mehr.“ „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen“, sagt Jesus darauf. Was nach einem normalen Gespräch klingt, hat ein bedeutungsvolles Gewicht. Schade, dass es keine Tonaufnahme davon gab! „Sie haben keinen Wein mehr.“ Maria ist nicht nur einfach als Gast da, der sich bedienen lässt, sondern ist ein aufmerksamer Gast. Sie nimmt die Not, woher auch immer, sofort wahr. Hinsehen, was um mich herum los ist, in meiner Gemeinde, in der Kirche, Gesellschaft und Politik und in der Welt. Das ist der erste Schritt. Nicht wegsehen – das ist der zweite Schritt. Maria geht in dieser Notlage, die peinlich werden würde, dazwischen, sie will sofort behilflich sein. Was kann ich da machen? Wie oft schaue ich weg, gehe ich nicht dazwischen, weil ich nichts riskieren will oder egoistisch bin?!
„Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Auf den ersten Blick eine merkwürdige Reaktion Jesu. Er nennt seine Mutter einfach „Frau“. Wer sagt denn zur eigenen Mutter „Frau“? Unsere Mütter rufen wir auch nicht mal mit Vornamen. Dennoch, ich kenne einen jungen Mann, der seine Mutter sowie seinen Vater einfach mit Vornamen anspricht, was sehr befremdlich klingt! „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Horchen wir genau auf die Worte Jesu, können wir die ersten Hinweise sehen, dass mit Jesus eine neue Beziehungsebene entsteht. Es geht um die neue Verwandtschaft nach Gottes Geist, über die Herkunft der Familie hinaus. Mit der Taufe treten wir in diese neue Familie ein, die wir Gemeinschaft der Gläubigen bzw. Kirche nennen. Darum sollte es bei uns Christen gleich sein, aus welcher Nation, Kultur oder Sprache wir stammen. Vor Gott sind wir alle Schwestern und Brüder. „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist“, will uns der Apostel Paulus in der zweiten Lesung von diesem Sonntag erinnern. Trotz der Unterschiede, denen wir mit Respekt begegnen sollten, fügt der Geist Gottes uns alle in eine Familie der Glaubenden zusammen.

Die vom heiligen Pater Arnold Janssen gegründeten Orden nennen wir auch gern „Steyler Familie“. Sie besteht aus drei Gemeinschaften: Steyler Missionare (SVD, seit 1875), Steyler Missionsschwestern SSpS, seit 1889) und Steyler Anbetungsschwestern (SSpSAP, seit 1896). Zur Steyler Familie gehören mehr als zehntausend Frauen und Männer, die sich weltweit, in circa 80 Ländern der Welt in verschiedenen Bereichen engagieren. Persönlich bin ich sehr stolz, ein Teil dieser Familie sein zu dürfen.

Zurück zum Evangelium. Jesus sagte zu den Dienern: „Füllt die Krüge mit Wasser!“ Ohne Frage, warum, wieso, füllten die Diener die Krüge bis zum Rand. Erstaunlich! Dann durften alle dieses Wunder erleben, das Jesus bewirkt. Mehr als 600 Liter Wein! Ein echtes Luxuswunder! Die interessante Frage wäre ja: Wie viel Wein ist am Ende übrig geblieben?

Am Ende des Evangeliums heißt es: „So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.“ Es ist schon bemerkenswert: Jesus tut sein erstes Zeichen und offenbart seine Herrlichkeit, indem er Wasser zu Wein wandelt, auf die Fürsprache der Mutter Maria. Die Jünger werden zu den ersten Zeugen der Herrlichkeit des Messias und sie glauben an ihn. Die Jünger dürfen spüren, dass Jesus, der Retter, da ist. Mit und bei ihm können wir die wahre Freude erleben und müssen weder Not noch Mangel leiden. Aus diesem Vertrauen lasst uns trotz allem jeden Moment und jeden Tag in Freude, in Glauben, in Hoffnung und in Liebe leben. Möge Maria, unsere Fürsprecherin, uns begleiten. Amen

 

P. Vijay Tirkey SVD