1. Fastensonntag (A)

Predigtimpuls

Aufhören, um auf Gott zu hören

1. Lesung: Gen 2,7-9; 3,1-7
2. Lesung: Röm 5,12-19
Evangelium: Mt 4,1-11

Wussten Sie, dass ein Mensch bereits im Mutterleib hören kann? Das jedenfalls behauptet die Wissenschaft. Sie sagt auch, dass sterbende Menschen bis zuletzt den Gehörsinn offen haben. Tatsächlich kann der gesunde Mensch also nicht nicht hören. Dennoch gibt es Menschen, die in ihrem Leben nicht hören wollen und ihre Ohren im Alltag gleichsam „auf Durchzug stellen“.

In der Gemeinschaft, in der ich lebe, gibt es einen Mitbruder, dessen Gehör bedingt durch sein Alter langsam aber stetig abnimmt. Daraufhin angesprochen reagierte er einmal sehr heftig. Er stritt es glattweg ab und meinte, die anderen würden nicht deutlich genug sprechen. Schwerhörige wissen, wovon hier die Rede ist. Inmitten von Menschen kann man sich als Schwerhöriger sehr schnell isoliert und auch missverstanden fühlen. Beethoven beispielsweise, dessen 250. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern, war bereits als 28-Jähriger schwerhörig und deshalb kein leichter Zeitgenosse. Die letzten Jahre seines Lebens war er sogar taub, was eine echte Herausforderung für den hoch begabten Musiker war. Immanuel Kant bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: „Nicht sehen können trennt von den Dingen – nicht hören können von den Menschen!“

Hören ist eine wesentliche Grundlage der Kommunikation unter uns Menschen. Dennoch staunte ich nicht schlecht, als ich vor einiger Zeit an einem Bußgottesdienstdienst für Gehörlose teilnahm. Selten zuvor erlebte ich die Liturgie so intensiv und so „vielsagend“ wie unter den gehörlosen Menschen, die dadurch bedingt oft auch stumm sind und nicht sprechen können. Trotzdem bin ich mir bewusst, dass es mühsam sein kann, mit solch einer Einschränkung in dieser Welt zu leben.

Auch in der 1. Lesung geht es um das Hören, ja mehr noch: um den Gehorsam. Hören Adam und Eva auf das, was Gott ihnen gesagt hat, oder schenken sie den Worten der Schlange Gehör? Ähnlich im Evangelium: Auf wen hört Jesus: auf die Stimme seines himmlischen Vaters oder auf die des teuflischen Versuchers? Paulus wird später die Christen in Rom darauf hinweisen, dass der Glaube vom Hören kommt (Röm 10,17). Gott ruft und beruft uns Menschen auch heute in seine Nähe. Er möchte mit uns kommunizieren. Sein Wort führt zum Leben. Bleibt also die Frage an mich: Auf welches Wort höre ich in dieser Zeit vor Ostern? Um das zu können, wäre es wohl wichtig, dass ich in dieser österlichen Bußzeit vielleicht einmal mehr und wieder bewusst mit gewissen Beschäftigungen aufhöre, um auf Gott zu hören, denn auf wen ich höre, dem will ich doch auch „angehören“.

 

© P. Norbert Cuypers SVD