Die Sprache

Die schlimmsten Folgen der babylonischen Sprachverwirrung konnten abgewendet werden.

Die schlimmsten Folgen der babylonischen Sprachverwirrung konnten abgewendet werden. Es entstanden zwar hunderte von Sprachen und eine Unsumme von Dialekten. Aber es war möglich, das Verständigungsproblem mit Hilfe von Dolmetschern zu lösen.  

Verheerender sind die Folgen der modernen Sprachverwilderung. Sie höhlt den Wortschatz aus und lässt die Sprache zum bloßen Wortaustausch verkommen. Schon haben die Menschen Mühe, sich in ihrer eigenen Sprache zu verstehen. Sprach-Akademien oder Sprachpolizisten können dagegen nichts ausrichten, solange Chaos in den Köpfen herrscht. 

Jahrtausende hindurch konnte nur eine Elite lesen und schreiben. Unsere Zeit brachte ein Heer von Schreiberlingen hervor, die das Land mit Papier sintflutartig überschwemmen. Die Über-Produktion von Sätzen und der pausenlose Wortausstoß haben eine neue Volkskrankheit gebracht: Die Gehirne vieler leiden an Blähungen und Durchfall. 

Es gibt zu viele aufgedunsene Sätze, die zu viele Worte machen, und mehr sagen als es zu sagen gibt, Sätze, die viel zu spät enden, und Sätze, in denen die Gedanken fehlen. Die Sätze, die etwas zu sagen haben, wurden rar.

Wir sollten von den Aphoristikern lernen, die den Punkt setzen, wo ein Satz noch nicht zu Ende ist, weil sie möchten, dass der Leser weiterdenkt, und ihn weniger belehren, sondern ihm Sätze zuwerfen wie Bälle, dass er mit ihnen spielt. Die Sprache ist doch deshalb da, dass wir den anderen an dem, was wir denken oder fühlen teilnehmen lassen.


P. Walter Rupp, SJ