Leben

Viele haben den Eindruck, dass alles im Leben verkehrt eingerichtet ist.

Wenn ich mein Leben einrichten könnte - soll einmal ein mittelalterlicher Fürst einmal geäußert haben - wollte ich bis zu meinem 20. Lebensjahr ein schönes Mädchen sein, bis zu meinem 50. Lebensjahr ein berühmter Feldherr und bis zu meinem Lebensende ein Kardinal der Kirche. Viele träumen diesen Traum. Sie leben im ersten Abschnitt ihres Lebens sorglos dahin, ohne ihre Gedanken mit dem Nachdenken über ihre Zukunft zu verschwenden. Sie leben im Augenblick und genießen das Jungsein. Dann beginnt der Lebensabschnitt, in dem ihnen das nicht mehr genügt und das Verlangen nach dem Ruhm und dem Erfolg sich regt. Sie möchten vielleicht nicht Feldherr werden, aber ein berühmter Schauspieler, Schriftsteller oder Spitzen-Sportler sein, den man bewundert und verehrt. Und im letzten Abschnitt ihres Lebens, im Alter entdecken sie den Wert der Religion und hätten nichts gegen eine Karriere in der Kirche. 

Viele haben den Eindruck, dass alles im Leben verkehrt eingerichtet ist. Warum – so fragen sie sich, bekommt man seine Jugend in einem Alter, wo man noch nicht viel damit anzufangen weiß? Warum beginnt man mit dem Studium, wo man etwas leisten könnte und muss etwas leisten, wo man dringend Zeit zum Nachdenken bräuchte? Warum scheidet man aus dem Berufsleben aus, wenn man langsam anfängt, Welt und Menschen zu verstehen? Und warum verliert man seine Vitalität, wo man zu leben wüsste. Ja warum erhält man die Jugend nicht im Alter, wo man sie dringend bräuchte?


P. Walter Rupp, SJ